GDT Forum Naturfotografie: Upcoming Interview

I am very happy and grateful for the interview that Sandra Bartocha recorded with me for the upcoming issue of the beautiful magazine Forum Naturfotografie, which includes some of my pictures. Magagzin is the in-house magazine of the Society for Nature Photography (GDT) in Germany.

Thank you, Sandra, for your exciting questions and your support.

 

Here is an excerpt from the interview (in German):

 

René, Dein Lebensweg ist unglaublich vielseitig. Du hast Mathematik und Musik studiert, arbeitest als Professor für „Marketing for Soci           al Impact“ an der Universität und Zürich und in Deiner Freizeit als Fotograf, Coach und Autor. Wie passt das alles zusammen? Erzähle uns ein wenig von Deinem Weg in die Fotografie und welchen Raum Sie in Deinem Leben einnimmt.

Wie passt das alles zusammen? Das hängt wahrscheinlich mit mir selbst zusammen. Einerseits mit meiner Liebe zur Welt und der Natur, meiner Neugier und Freude, aber auch mit meiner Dankbarkeit für die Geschenke des Lebens, die wir alle empfangen dürfen.

Kreativer Ausdruck spielte immer schon eine große Rolle in meinem Leben. Mit fünf Jahren durfte ich anfangen Klavier zu spielen, habe viele Jahre in einer Band gespielt und später Klavier und Saxofon an der Universität Mainz studiert. Die Musik begleitet mich bis heute sehr intensiv. In der Pubertät gewannen Worte an Wichtigkeit, ich habe deren Schönheit entdeckt und wollte sie präziser einsetzen. Ich habe viele Gedichte auswendig gelernt, mich mit Freunden getroffen und diese vorgetragen. Durch meinen Vater wurde ich in die Fotografie eingeführt. Fotografie war eine Passion von ihm, vor allem Doppelbelichtungen. Erst viel später habe ich gemerkt, dass sowohl Musik, Worte wie Bilder nur Werkzeuge sind, um mich kreativ auszudrücken. Als ich dies realisierte, fiel mein Blick viel mehr auf die Frage, was ich eigentlich ausdrücken möchte, welche Botschaften ich teilen oder welche Emotionen ich wecken möchte. Weniger auf die Perfektion in Ausübung der Werkzeuge.

[…]

 

Du bist Wissenschaftler und Künstler, schreibst regelmäßig auf Deinem Blog über Fotografie, setzt Dich intensiv und philosophisch über aktuelle Strömungen und Veränderungen auseinander. Verändert diese Auseinandersetzung die Art wie Du selbst mit Fotografie umgehst?

Ja, ganz sicher. Wir können uns nicht entkommen und werden immer wieder mit unserer Vergangenheit, unseren Werten und unserem Wirken konfrontiert. Ich finde es essenziell, nie stehen zu bleiben und die Bereitschaft aufzubringen, zu wachsen. Dies geschieht in meinem Leben dadurch, dass ich versuche mit allen Sinnen unsere Welt aufzunehmen, zu staunen, Fragen zu stellen, mich vergewissere, innehalte, mich selbst reflektiere, Feedback von außen einsammele, scheitere, wieder aufstehe und wieder in die Kraft komme. All diese Signale verarbeite ich im Kopf rational, aber auch im tiefen Spüren emotional. Daraus entstehen Ideen für meine künstlerischen, aber auch wissenschaftlichen Projekte. Diese Ideen können wir überall finden, wenn wir uns ihnen nur mit unserem Herzen öffnen.

Die visuelle Bildsprache unserer Zeit, die in den letzten Jahren stark durch die sozialen Medien geprägt wurde, finde ich daher sehr einseitig, oft banal und langweilig. Die Sprache in der Fine Art Fotografie spannend, anregend und nachhaltig. Dies hat mich vor einigen Jahren selbst in eine Schaffenskrise gestürzt, weil ich festgestellt habe, dass meine Bilder nicht viel anders waren und ich meinem eigenen Anspruch nicht gerecht werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt habe ich all meine Aktivitäten online pausiert, um mich als Künstler neu spüren und finden zu können. Und mir viele Fragen gestellt, wie: Was steckt eigentlich dahinter? Was bewegt mich hier gerade und was macht es mit mir? Was wäre, wenn ich es doch wüsste? Welche Wahl habe ich dabei? Wie kann ich das visuell kommunizieren?

Kunst und Kreativität definieren uns, denn sie helfen uns, […]

 

Du sagst selbst, dass Deine Arbeit sich einerseits durch Rationalität und andererseits durch Emotion auszeichnet. Wie bringst Du diese beiden sehr unterschiedlichen Ansätze zusammen?

Indem ich mir nicht so viele Gedanken mache. Haha. Hingabe und Achtsamkeit sind meine begleitenden Werte. In der Hingabe versuche ich in wirklichen Kontakt mit der Natur zu kommen, sie zu spüren, mich in ihr wahrzunehmen und ihren Effekt auf mich zu fühlen. In der Achtsamkeit überlege ich mir, was das mit mir macht, warum das ist, wie es ist. Dann staune und wunder ich mich, beginne Fragen zu stellen, strukturiere und generiere Ideen. Der stete Wechsel zwischen beiden Seiten erzeugt in mir eine große Lebendigkeit, Freude und Dankbarkeit.

Konkret bedeutet dies, dass einige Projekte in der Achtsamkeit entstehen (Rational).

[…]

 

Was bedeutet Dir Natur?  

Stille. Lebendigkeit. In den Wald hineinzugehen und etwas schlauer wieder herauszukommen. Gestärkt. Getragen. Eins mit dem großen Ganzen. Für mich ist die Natur eine Quelle der Kraft, Inspiration und eine Verbindung zu dem, was uns alle zusammenhält und prägt. Ein großes Geschenk, das ich sehr dankbar annehme und versuche, damit gut umzugehen. Als auch eine ständige Aufgabe. In Verbindung und Kommunikation mit ihr zu gehen, mich mit ihr auseinanderzusetzen. Sie zu erhalten und mit Liebe zu betrachten.

 

Was macht ein gutes Bild für Dich aus?

Verbindung. Ein Bild bedeutet für mich in Verbindung zu gehen. Auf dreifache Weise:

Zunächst in Verbindung mit mir selbst. Es gab einen Auslöser in der Welt um mich herum, der mich motiviert, genauer hinzusehen. Zu Staunen. Mich zu wundern. Zu fragen. Mich zu spüren. Um dann ein Bild davon zu machen. Früher habe ich dies oft als die Schönheit der Natur interpretiert. Meist in einem sehr minimalistischen Gewand.  Mit den Jahren habe ich aber gespürt, dass es hinter der Schönheit etwas gibt, eine Essenz, die mir mehr über mich erzählt als über die Natur selbst. Der Baum entwickelte sich zu einem Lehrer, der mir etwas mitteilen wollte. Die Landschaft zu einem Begleiter, den ich immer wieder heimsuche, um mich zu verbinden. Ich glaube, dass Künstler im Leben eigentlich nur versuchen, die Antwort auf eine einzelne Frage zu finden, die uns antreibt. Die Kunst der Künstler besteht vielleicht darin, diese Frage zu finden und den Mut zu haben, diese zu stellen.

Daher ist ein gutes Bild für mich auch eine Verbindung mit der Natur.

[…]

 

Deine Arbeit ist sehr konzeptuell und auch stark seriell geprägt. Wie findest Du Deine Themen und Projekte und wie ist Deine Herangehensweise?

Ich weiß dann, dass ich auf dem richtigen Weg bin, wenn es sich leicht anfühlt. Dabei lasse ich mich permanent vom Leben auch überraschen. […]

 

Letztes Jahr hast Du ein Buch veröffentlicht – The Voice of the Eyes® – ein wirklich gewichtiges, eindrucksvolles Werk mit 520 Seiten, welches 31 Interviews mit Fotografen enthält, die über Ihren kreativen Prozess erzählen. Wie entstand die Idee für dieses Werk und was ist Dein Anliegen?

Voice of the Eyes® ist ein im Selbstverlag erschienenes Buch, das eine Sammlung von Interviews mit außergewöhnlichen Landschaftsfotografen enthält. Das Buch stellt sie vor und beleuchtet ihre Kreativität und ihren fotografischen Prozess. Für dieses Buch habe ich das Format eines standardisierten Fragebogens gewählt. Obwohl die Künstler nicht in direktem Austausch miteinander standen, kann der Leser durch das Studium der gleichen Fragen zwischen den Antworten unterschiedlicher Künstler hin- und herwechseln. Meine Hoffnung ist, dass der Leser dadurch zum Medium wird, das einen Austausch zwischen Künstlern herstellt und dadurch seinen eigenen kreativen Prozess anregt.

Voice of the Eyes® versteht Fotografien als Ausdrucksorgan von Künstlern und ihrer visuellen Wahrnehmung.

[…]

 

Wie war die Arbeit mit so vielen unterschiedlichen Individuen? Welche Einblicke, Eindrücke und Erkenntnisse nimmst Du aus diesem Projekt mit?

Bei der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler habe ich darauf geachtet, dass sie a) das Feld der zeitgenössischen Landschaftsfotografie nachhaltig mitgestaltet haben, b) etwas Tiefgründiges zu sagen haben, c) sich kreativ am Diskurs über Fotografie beteiligen und d) eine kreative Bandbreite der Landschaftsfotografie repräsentieren. Dabei habe ich versucht, eine große Vielfalt an Altersgruppen, Geschlechtern, kulturellen Hintergründen sowie Verfahren, Techniken oder bevorzugten Kanälen im Umgang mit der Fotografie zu repräsentieren. Das ist mir nicht in allen Bereichen gelungen, wie ich gehofft hatte, aber ich habe es zumindest versucht.

[…]

 

Wenn Du zurückblickst, wie hat Sich Deine Arbeit über die letzten Jahre verändert?

Ich habe mich verändert. Meine Fotografie hat mich verändert. Diese Veränderungsprozesse wirken gleichzeitig aufeinander in einer nicht messbaren „Fluxkompensatorzeit“.

[…]

 

Was bewegt Dich zu Zeit und wo siehst Du Dich und Deine Arbeiten in der Zukunft?

Das große Thema, das mich beschäftigt in Forschung und Kunst, ist der Einzelne im Ganzen. Sozusagen die Psychologie in der Soziologie. Wer bin ich eigentlich? Wer bin ich eigentlich, wenn ich mich nicht im Außen anpasse? Welchen Beitrag kann ich leisten? Wie kann Leben gelingen? Diese Gedanken äußern sich dann in Projekten zur Nachhaltigkeit und unseren Umgang mit der Welt.

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